Ein Arbeitszeugnis dokumentiert die im Rahmen eines Beschäftigungsverhältnisses erbrachten Leistungen sowie das gezeigte Verhalten. Seine Relevanz zeigt sich sowohl bei einem Stellenwechsel als auch im Kontext von Gehaltsverhandlungen oder der langfristigen Karriereplanung.
Fest steht, jeder Arbeitnehmer hat bei der Beendigung seines Arbeitsverhältnisses einen Anspruch auf die Ausstellung eines Arbeitszeugnisses (§ 109 GewO). Trotzdem blicken viele auf ein vergangenes Arbeitsverhältnis ohne ein entsprechendes Zeugnis zurück. Dabei kommt dem Arbeitszeugnis für Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen eine große Bedeutung zu.
Aus Sicht der Beschäftigten
Ein Arbeitszeugnis dient in erster Linie dem Nachweis beruflicher Erfahrung. Es führt die Tätigkeiten und Verantwortlichkeiten auf, die in einem vorangegangenen Anstellungsverhältnis übernommen wurden, sodass ein detailliertes Bild der beruflichen Laufbahn entsteht. Darüber hinaus enthält es eine Bewertung der Arbeitsleistung und eine Einschätzung der Qualität und des Engagements bei der Erfüllung beruflicher Aufgaben. Dieser Leistungsnachweis erweist sich bei Bewerbungen als zentrale Informationsquelle für potenzielle neue Arbeitgeber.
Neben den berufspraktischen Kompetenzen wird regelmäßig die soziale Kompetenz im Umgang mit Vorgesetzten, Kollegen und Kunden hervorgehoben. Ein positiver Nachweis sozialer Fähigkeiten stärkt das Gesamtprofil des Arbeitnehmers. Durch diese umfassende Bewertung des Arbeitsverhaltens wird das Arbeitszeugnis als wesentliches Referenzdokument in Bewerbungsprozessen herangezogen.
Dabei können insbesondere positive Zeugnisse für Arbeitnehmer eine solide Verhandlungsposition schaffen, um zukünftig bessere Konditionen im Arbeitsverhältnis auszuhandeln. Zugleich stellen gut strukturierte Zeugnisse eine persönliche Dokumentation des Berufswegs dar, die in ihrer Gesamtheit den Karriereverlauf nachvollziehbar machen. Dies unterstützt einen effektiven und zielgerichteten Aufbau der beruflichen Laufbahn und kann einen erheblichen Einfluss auf die künftige Karriereplanung haben.
Aus Unternehmensperspektive
Eine der zentralen Aufgaben von Arbeitszeugnissen besteht darin, Informationen „vom Arbeitgeber für Arbeitgeber“ bereitzustellen. Sofern sie im Bewerbungsprozess vorgelegt werden, eignen sie sich hervorragend, um dem potenziellen neuen Arbeitgeber eine objektive Beschreibung der Arbeitsleistung sowie des Verhaltens des Mitarbeiters zu bieten. Neue Arbeitgeber können sich auf den Wahrheitsgehalt und die Sachlichkeit des Dokuments verlassen, da der ausstellende Arbeitgeber an die Grundsätze der Zeugnisklarheit und Zeugniswahrheit gebunden ist.
Ein Arbeitszeugnis wird allerdings auch immer wieder Gegenstand von Gerichtsverhandlungen. Grund dafür ist, dass Arbeitgeber bei der Ausstellung zur Wahrung der Wahrheit und des Wohlwollens verpflichtet sind. So kann das Schriftstück in Streitfällen als Beweis für die Bewertung des Beschäftigungsverhältnisses herangezogen werden. Andererseits kann das Arbeitszeugnis auch der zentrale Gegenstand einer Verhandlung sein, wenn der beurteilte Arbeitnehmer behauptet, die Bewertungen entsprächen nicht der Wahrheit.
Darüber hinaus trägt ein sorgfältig formuliertes Arbeitszeugnis zum positiven Employer Branding bei. Unternehmen, die auf faire und wertschätzende Zeugnisse achten, sind für potenzielle Fachkräfte attraktiv, da sie eine Kultur der Anerkennung vermitteln. Zudem kann das Arbeitszeugnis eine wichtige Basis für interne Personalprozesse darstellen, wenn Unternehmen die Eignung eines Mitarbeiters für neue Aufgaben oder Projekte einschätzen möchten.
Fazit
Zahlreiche Gerichtsurteile haben über die Jahre hinweg die wesentliche Rolle von Arbeitszeugnissen untermauert und damit ihre weitreichende Bedeutung klar herausgestellt. Aus Arbeitnehmersicht ist die Ausstellung eines Zeugnisses daher unverzichtbar, weil es im Bewerbungsprozess den Nachweis sowohl der fachlichen Eignung als auch der sozialen Kompetenz liefert.
Arbeitgeber sollten ihrerseits unbedingt Zeugnisse ausstellen, um Rechtsstreitigkeiten vorzubeugen: Ein fehlerhaftes Zeugnis kann im Streitfall zu einer Berichtigungsklage führen. Eine sorgfältige und rechtzeitige Ausstellung dient somit beiden Seiten als solide, rechtssichere und nachvollziehbare Grundlage für den weiteren beruflichen Werdegang.
Ein Beitrag von Antonia Obert, juristische Mitarbeiterin unserer Kanzlei, und Moritz Schulte, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht.